Redundanz

Aus dem Wort unda (Woge, Welle) bildeten die Römer redundare mit der Bedeutung „überfließen“. Redundanz bedeutet also Überfluss, und das hört sich zunächst einmal nach etwas Gutem an, denn Überfluss ist besser als Mangel.
Was im Überfluss da ist, kann aber auch schnell „überflüssig“ werden, und damit sind wir im Bereich der Sprache.

Während wir beim täglichen Sprechen ständig von Redundanzen Gebrauch machen, indem wir bestimmte Informationen doppelt und dreifach ausdrücken, um ihnen Nachdruck zu verleihen, ist das in der geschriebenen Sprache meist nicht sinnvoll. Insbesondere in wissenschaftlichen Texten hat ein knapper und konziser Ausdruck höchste Priorität.

Redundanz auf Wortebene

Ein Beispiel für eine Redundanz aus der gesprochenen Sprache:

Ich hatte danach dann noch zusätzlich zwei weitere Untersuchungen, ist aber zum Glück alles okay.

Dass der Sprecher nach einem Arztbesuch „zusätzliche“ Untersuchungen über sich ergehen lassen musste, ist dreifach (und damit redundant) zum Ausdruck gebracht, nämlich durch „noch“, „zusätzlich“ und „weitere“. Die Information der Nachzeitigkeit („danach“) erscheint ebenfalls doppelt, nämlich mit „danach“ und „dann“. Schriftsprachlich lässt sich der Satz also ohne Informationsverlust folgendermaßen kürzen:

Ich hatte danach zwei weitere Untersuchungen.

Abseits der Umgangssprache schleichen sich Redundanzen aber auch regelmäßig in formale Texte ein – meist, ohne dass wir das bemerken.

Zuletzt werden in Kapitel 6 die Ergebnisse abschließend zusammengefasst.

Was „zuletzt“ geschieht, stellt immer einen Abschluss dar, und was „abschließend“ geschieht, geschieht zuletzt. Eines der beiden Adverbien kann also gestrichen werden:

Zuletzt werden in Kapitel 6 die Ergebnisse zusammengefasst.

Redundanz auf Satzebene

Neben Wörtern können auch ganze Sätze redundante Informationen enthalten.

Ein Beispiel ist der Nebensatz, der Informationen aus dem Hauptsatz aufgreift und sie in anderen Worten wiederholt:

Zur Gewährleistung der Wirksamkeit des Präparats wurden vier unabhängige Tests durchgeführt, um sicherzustellen, dass der gewünschte Effekt eintritt.

Wenn man sicherstellt, dass ein gewünschter Effekt eintritt, dann kann man das auch als eine „Gewährleistung der Wirksamkeit“ bezeichnen. Die Infinitivgruppe („um sicherzustellen, dass …“) wiederholt also nur die Information aus dem Hauptsatz, von der sie sich allenfalls stilistisch unterscheidet, sodass wir folgendermaßen verkürzen können:

Zur Gewährleistung der Wirksamkeit des Präparats wurden vier unabhängige Tests durchgeführt.

Pleonasmus

Ein Spezialfall der Redundanz ist der Pleonasmus. Er leitet sich vom griechischen πλέον (pléon) = „mehr“ (als nötig) bzw. von πλεονασμός (pleonasmos = „Überfluss“) ab und bedeutet somit eigentlich dasselbe wie Redundanz.
Im heutigen Sprachgebrauch ist damit vor allem eine Redundanz auf engem Raum, also innerhalb eines Wortes oder Ausdrucks gemeint.

Klassische Beispiele sind „schwarzer Rabe“, „runder Kreis“ oder „Feuersbrunst“. Das erste Wort drückt hier etwas aus, das im zweiten bereits enthalten ist – die Farbe Schwarz im Raben, das Runde im Kreis und das Feuer in der Brunst (mhd. brunst = Brand).

Wie das Beispiel der Feuersbrunst zeigt, haben viele dieser doppelt gemoppelten Ausdrücke Eingang in die Schriftsprache gefunden.
Sie werden oft gar nicht als pleonastisch empfunden, weil die ursprüngliche Bedeutung eines Bestandteils nicht (mehr) verstanden wird, was besonders im Zusammenhang mit Fremdwörtern der Fall ist.

So erregen etwa der „Emissionsausstoß“ (lat. emissio = Ausstoß) oder die „partizipative Teilhabe“ (lat. participatio = Teilhabe) auf den ersten Blick keinen Anstoß.
Und wenn wir im Prospekt eines Elektronikanbieters von einem „LCD-Display“ lesen, dann merken wir wahrscheinlich nicht, dass wir damit ein „Liquid-Crystal-Display-Display“ angeboten bekommen.

Insbesondere in Fachtexten gelten solche Dopplungen dennoch als Stilfehler, da sie vom logischen Standpunkt wenig sinnvoll sind.

Tautologie

Eine weitere Spielart der Redundanz ist die Tautologie, abgeleitet vom griechischen ταὐτὰ λέγειν (tautà légein = [zweimal] dasselbe sagen). Wie der Name andeutet, geht es auch hier um die doppelte Nennung einer Information, insbesondere in Form zweier Adverbien (oft alliterierend), die mit „und“ verbunden werden: „voll und ganz“, „immer und ewig“, „ganz und gar“, „nie und nimmer“, „einzig und allein“, „kurz und knapp“.

Wie alle anderen Arten der Redundanz ist auch die Tautologie in Fach- und insbesondere in wissenschaftlichen Texten zu vermeiden.

Wie vermeidet man Redundanzen?

1. Bewusstes Schreiben

Das Schreiben ist ein weitgehend unbewusster Prozess, genau wie das Sprechen. Wortwahl, Satzbau, Grammatik usw. sind nicht Ergebnis eines bewussten Nachdenkens (so kämen wir nie zum Ende), sondern laufen größtenteils automatisiert ab. Dabei orientieren wir uns an Vorbildern (Wörtern, Wendungen, syntaktischen Strukturen usw.), die wir schon einmal gehört haben und die gewissermaßen in unserem Arbeitsspeicher verankert sind.
Doch leider sind hier neben vielen nützlichen Textbausteinen auch Fehler abgespeichert, die wir unbewusst reproduzieren.

Dagegen hilft bewusstes Schreiben: langsam formulieren, Wörter mit Bedacht wählen, im Zweifel nachschlagen, im Synonymwörterbuch nach Alternativen suchen, sich die Bedeutung des Geschriebenen immer wieder vergegenwärtigen und (am wichtigsten!) fertige Sätze und Absätze mit etwas zeitlichem Abstand noch einmal konzentriert durchlesen.

Dabei sollte die Leitfrage lauten: Welche Informationen (Wörter) sind für meine Aussage unentbehrlich und welche nicht?

2. Häufig verwendete Redundanzen gezielt umgehen

Die unten aufgeführten redundanten Ausdrücke liefern Beispiele für gedankenlose Dopplungen, wie man ihnen in vielen Texten begegnet.

Wenn man sich einmal bewusst macht, warum sie „überflüssig“ sind, dann fällt es  leichter, auch weniger offensichtliche Redundanzen zu erkennen – und zu umgehen.

3. Lektor beauftragen

Professionelle Lektorinnen und Lektoren verfügen über das erforderliche Fachwissen, die nötige Erfahrung und die Fremdsprachenkenntnisse, um Redundanzen zuverlässig zu erkennen.

Häufige Redundanzen

adverbial:

bereits schon, bisher noch (nicht), zukünftig noch

zuletzt abschließend, anfangs zunächst

ebenfalls auch, zugleich auch, und auch, wie auch, darüber hinaus ebenfalls, überdies noch

oder auch, mitunter/darunter auch, teilweise auch 

zusammen miteinander/gemeinsam, einzeln separat/getrennt

erneut wieder, wieder neu, nochmals neu

zunehmend häufiger, zunehmend stärker

zusätzlich/zudem auch, zusätzlich/zudem noch, ergänzend auch (noch)

verbal:

explizit betonen, deutlich hervorheben

(immer) weiter fortschreiten/-führen/-setzen

mit einbeziehen, mit einschließen

nur/ausschließlich beschränken auf

wieder/nochmals erneuern, wieder reaktivieren

zunehmend steigern

zusätzlich/zudem (noch) ergänzen, zusätzlich/zudem erweitern

nominal:

einschneidende Zäsur

ergänzender Zusatz, zusätzliche Ergänzung

exemplarisches Beispiel

fundamentaler Grundsatz

grundlegendes Prinzip

kommunikative Mitteilung 

mögliches Potenzial, potenzielle Möglichkeit

restriktive Be-/Einschränkung

struktureller Aufbau

symbolisches Zeichen

wesentliches Kernproblem

zeitliche Dauer