Redewendungen sind gut – aber passen sie auch?
Metaphorische Redewendungen sind ein ausgezeichnetes Mittel, um Dinge sprachlich auf den Punkt zu bringen – sogar in wissenschaftlichen Texten.
Ein Bild sagt eben oft mehr als tausend Worte.
Entscheidend ist allerdings, dass die Metapher passt.
Und das ist gar nicht so einfach. Kleine Nuancen machen manchmal den Unterschied.
... warum die Würfel eben (noch) nicht gefallen sind
Als Cäsar mit seinen Truppen den Rubikon überschritten hatte, soll er das mit den Worten „Alea iacta est“ kommentiert haben, was meist mit „Die Würfel sind gefallen“ übersetzt wird (z.B. in den Asterix-Comics).
Soll heißen: „Jetzt gibt‘s kein Zurück mehr.“
Bei genauem Hinsehen fällt allerdings auf, dass die deutsche Übersetzung einen entscheidenden Aspekt unterschlägt.
„Alea iacta est“ heißt nämlich nicht „Die Würfel sind gefallen“, sondern „Der Würfel ist geworfen“.
„Na und? Wo ist da der Unterschied?“
Sind die Würfel gefallen, dann sieht man das Ergebnis. Man braucht es nur noch abzulesen.
Mit „Der Würfel ist geworfen“ wird dagegen der Moment vor dem Fall eingefangen: Der Würfel hat die werfende Hand verlassen und befindet sich im freien Flug.
Auch hier gibt es kein Zurück mehr – der Ausgang ist jedoch völlig ungewiss.
Und das passt auf den gegebenen Kontext deutlich besser als die sprichwörtlich gewordene deutsche Übersetzung. Denn Cäsar konnte unmöglich absehen, wie sein Unterfangen enden würde. Er hatte zwar eine folgenreiche Entscheidung getroffen, aber der Rest lag in der Hand des Schicksals.
Übrigens ist bereits „Alea iacta est“ eine verfälschende Übersetzung.
Gaius Iulius soll seine Entscheidung nämlich ursprünglich auf Griechisch kommentiert haben:
’Aνερρίφθω κύβος – auf Deutsch etwa: „Werfen wir den Würfel!“