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Kriterien für ein seriöses Wissenschaftslektorat
Die Berufsbezeichnung des Lektors ist in Deutschland nicht geschützt. Das hat wesentliche Konsequenzen für den Markt im freien Lektorat.
Eine positive Folge dieser fehlenden Regulierung ist, dass sich beispielsweise eine sprachbegabte Juristin mit Faible für die Textarbeit als Lektorin selbständig machen kann.
Ein wesentlicher Nachteil besteht allerdings darin, dass sich im Prinzip jeder, der das gerne möchte, als „Lektor“ bezeichnen und jede noch so schludrige Textbearbeitung als „Lektorat“ verkaufen darf.
Aus dieser Regulierungslücke schlagen insbesondere zahlreiche Großanbieter Kapital.
Sie werben mit „hochqualifizierten und erfahrenen Lektoren“, deren Identität – seltsamerweise – ebenso im Dunkeln bleibt wie Nachweise über ihre Qualifikationen und ihre Erfahrung. Aber auch Hobby-Korrektoren, die sich zum Lektorat berufen fühlen, weil sie „schon immer gerne gelesen haben“, sind oft mit Vorsicht zu genießen.
Tatsächlich erfordert die professionelle Lektoratstätigkeit eine solide universitäre Bildung, jahrelange Erfahrung sowie die Bereitschaft zur beständigen Fortbildung und Erweiterung des eigenen Horizonts.
Wenn Sie auf der Suche nach einem seriösen Wissenschaftslektor sind, sollten Sie auf folgende Kriterien achten:
Einschlägiges Studium
Für die Tätigkeit als wissenschaftlicher Lektor ist ein abgeschlossenes Masterstudium Grundvoraussetzung.
Wer anderen dabei helfen möchte, eine überzeugende wissenschaftliche Arbeit zu verfassen, muss logischerweise erst selbst gelernt haben, wissenschaftlich sauber zu arbeiten.
Der beste Nachweis dafür ist ein erfolgreich abgeschlossenes Hochschulstudium – möglichst mit sprachlichem Schwerpunkt.
Zudem sollten sich wissenschaftliche Lektoren genauestens mit den Prinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens auskennen, die fachübergreifend gültig sind und sich seit der Entstehung der modernen Wissenschaften kaum verändert haben.
Dazu gehören vor allem die Präzision und Richtigkeit der Darstellung, die Überprüfbarkeit bzw. Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse (z.B. durch eine lückenlose Quellendokumentation) und die intellektuelle Redlichkeit (Stichwort „Plagiat“).
Erfahrung
Nur durch die tägliche Arbeit am Text entsteht die nötige Erfahrung, um alle Herausforderungen sicher in den Griff zu bekommen.
Detailkenntnisse im Umgang mit Textverarbeitungssoftware sind hierfür ebenso unerlässlich wie der Blick für die richtigen Korrekturentscheidungen und ein methodisches Herangehen an Zweifelsfragen.
Prinzipiell gilt: Wenn Sie Ihre Arbeit 10 verschiedenen Lektoren zur Korrektur anvertrauen, erhalten Sie 10 verschiedene Korrekturversionen – und hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Entscheidend ist nämlich nicht, wie viele Änderungen ein Lektor vornimmt, sondern welche.
Korrekturentscheidungen sollten im Zweifel nicht aus dem Bauch heraus, sondern auf Grundlage belastbarer Kriterien getroffen werden. Dabei hilft die Kenntnis der für den jeweiligen Fachbereich einschlägigen Konventionen, Lexika und Websites.
In einer Zeit, in der sich Bachelorstudierende berufen fühlen, ihre akademische Expertise im persönlichen „Wissenschafts-Blog“ zu verbreiten, und in der KI-generierte „Fachartikel“ als Clickbait zum Einsatz kommen, sind die kursierenden Fehlinformationen kaum noch zu überschauen. Auch deshalb braucht es einen Lektor mit Erfahrung und Durchblick.
Persönlicher Kontakt
Wenn Sie eine überzeugende Arbeit vorlegen möchten, ist eine Routinekorrektur wohl kaum in Ihrem Interesse.
Jeder Fachbereich hat andere Konventionen und jede Betreuungsperson verschiedene Präferenzen.
Nicht zuletzt haben Sie als Verfasser/-in konkrete Vorstellungen davon, was Sie mit Ihrer Arbeit vermitteln möchten.
Der persönliche Austausch mit Ihrem Lektor oder Ihrer Lektorin garantiert, dass die Textbearbeitung in Ihrem Sinne erfolgt.
So gelangen Sie zügig zur gewünschten Endfassung, statt sich mit dem Aussortieren und Rückgängigmachen unsinniger und unnötiger Korrekturen aufzuhalten.
Textproben und Probelektorat
Wer selbst nicht schreiben kann, ist auch kein guter Lektor. Das Verfassen und Redigieren von Texten sind zwei Seiten derselben Medaille.
Es lohnt sich daher, Textproben Ihres Lektors in spe in Augenschein zu nehmen – am besten schon vor der ersten Kontaktaufnahme (z.B. auf dessen Website).
Um ganz sicherzugehen, dürfen Sie – zumindest bei größeren Aufträgen – ein kurzes Probelektorat erwarten, um einen Eindruck davon zu erhalten, was Sie erwartet. In vielen Fällen ist diese Probearbeit kostenlos und gibt Ihnen zudem die Möglichkeit, vor Beginn des Hauptprojekts essenzielle Richtungsentscheidungen zu treffen.
Verbandsmitgliedschaft
Die Mitgliedschaft in Berufsverbänden und ähnlichen Vereinigungen wird zwar oft allein für Werbezwecke ausgenutzt; sie hat aber durchaus einen tieferen Sinn.
Berufsverbände dienen u.a. der Sicherung von Qualitätsstandards, dem fachlichen Austausch unter Mitgliedern, der Information über branchenrelevante Neuheiten und Änderungen sowie der öffentlichen Repräsentation des betreffenden Berufsstandes.
Bewerber/-innen werden nur aufgenommen, wenn sie über entsprechende Qualifikationen (z.B. Ausbildung, Referenzen usw.) verfügen.
Sie verpflichten sich in der Regel zudem zur Einhaltung bestimmter Qualitätsstandards und Verhaltensrichtlinien – im VFLL zum Beispiel zum Verhaltenskodex für Lektorinnen und Lektoren.
Preis
Wer eine Tätigkeit professionell ausübt, muss davon leben können. Das versteht sich eigentlich von selbst. Voraussetzung dafür ist ein wettbewerbsfähiger, aber auch realistischer Preis.
Als Kundinnen und Kunden entscheiden letztlich Sie darüber, wie viel Ihnen eine Dienstleistung wert ist und ob Sie Qualitätsarbeit oder Preisdumping unterstützen möchten.
Nicht selten erweist sich allerdings eine vermeintliche Ersparnis als Milchmädchenrechnung: Bei vielen Agenturen landet weniger als die Hälfte des von Ihnen bezahlten Preises bei den Lektorinnen und Lektoren, die unter erheblichem Zeitdruck für einen irrwitzigen Stundenlohn schuften – nicht ohne Auswirkungen auf die Qualität ihrer (und Ihrer) Arbeit.