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Wie lassen sich lange Sätze vereinfachen?
Lange Sätze sind schwer verständlich, wenig lesefreundlich und vor allem fast immer unnötig.
Trotzdem gehen manchmal die Gäule mit uns durch und wir finden beim Formulieren kein Ende.
Oder wir wissen einfach nicht, wie wir unseren Gedanken kürzer fassen sollen.
Hier ein paar Tipps für eine einfache und klare Satzstruktur – auch in wissenschaftlichen Arbeiten.
Aus 1 mach 2
Die wohl einfachste Möglichkeit, einen langen Satz zu kürzen, besteht darin, die Aussage auf mehrere Sätze aufzuteilen. Das geht nicht immer, aber oft.
Ein Beispiel:
Das schlechte Wetter führte zu katastrophalen Rasenbedingungen, zu Gewalteskalationen nach dem Spiel und am folgenden Tag zu einer langen und kontroversen Sitzung des Verbands, in der das weitere Vorgehen diskutiert und schließlich die Festlegung eines Ersatztermins beschlossen wurde.
Die vielen Informationen, die hier zusammengedrängt sind, können wir auf zwei Sätze verteilen.
Das schlechte Wetter führte zu katastrophalen Rasenbedingungen, zu Gewalteskalationen nach dem Spiel und am folgenden Tag zu einer langen und kontroversen Sitzung des Verbands.
Darin wurde das weitere Vorgehen diskutiert und schließlich die Festlegung eines Ersatztermins beschlossen.
Parataxe statt Hypotaxe
Auf Deutsch: Hauptsatz statt Nebensatz.
Lange Sätze enthalten oft Nebensätze, die meist durch Wörtchen wie da, weil, nachdem, bevor, obwohl usw. eingeleitet werden.
Ein Beispiel:
Da das Spiel aufgrund des schlechten Wetters, der katastrophalen Rasenbedingungen und der Gewalteskalationen am Vortag ohnehin unter keinem guten Stern stand, beschloss der Verband – zwar widerwillig, aber einstimmig –, einen Ersatztermin festzulegen.
Dieser Satz enthält zwei Kernaussagen:
Das Spiel stand unter keinem guten Stern.
Der Verband beschloss einen Ersatztermin.
Statt das kausale Verhältnis durch einen Nebensatz („da“) auszudrücken, formulieren wir zwei Hauptsätze. Aus „da“ wird „deshalb“.
Das Spiel stand aufgrund des schlechten Wetters, der katastrophalen Rasenbedingungen und der Gewalteskalationen am Vortag unter keinem guten Stern.
Deshalb beschloss der Verband – zwar widerwillig, aber einstimmig –, einen Ersatztermin festzulegen.
Punkt statt Komma
Theoretisch lassen sich Sätze mit Kommas und Bindewörtern wie und, oder, denn usw. endlos aneinanderreihen. Eine gute Idee ist das aber nicht:
Am Abend war schlechtes Wetter aufgekommen und die Rasenbedingungen waren katastrophal, die Fans ließen sich zu Gewalteskalationen hinreißen und der Verband hielt in der Folge eine lange Sitzung ab, diskutierte über das weitere Vorgehen und beschloss einen Ersatztermin.
Hier „verschwimmen“ die Aussagen, indem sie nahtlos ineinander übergehen.
Darum müssen wir im wahrsten Sinne des Wortes „auf den Punkt kommen“.
Am Abend war schlechtes Wetter aufgekommen und die Rasenbedingungen waren katastrophal.
Die Fans ließen sich davon zu Gewalteskalationen hinreißen.
In der Folge hielt der Verband eine lange Sitzung ab, diskutierte das weitere Vorgehen und beschloss einen Ersatztermin.
Nominalstil
Der Nominalstil sollte zwar nicht übertrieben werden, er kann aber durchaus helfen, einen langen Satz mit vielen Verben zu verkürzen.
Ein Beispiel:
Am Abend kam schlechtes Wetter auf, was die Rasenqualität beeinträchtigte und die Fans dazu veranlasste, sich in wüsten Gewalteskalationen zu ergehen, bevor der Verband schließlich eine lange Sitzung einberief, das weitere Vorgehen diskutierte und beschloss, einen Ersatztermin festzulegen.
Der Satz ist klarer gegliedert, wenn wir aus einigen der fett hervorgehobenen Verben Substantive bilden.
Das Aufkommen von schlechtem Wetter beeinträchtigte die Rasenqualität und gab den Fans Veranlassung zu wüsten Gewalteskalationen, sodass der Verband nach Einberufung einer langen Sitzung und Diskussion des weiteren Vorgehens einen Ersatztermin beschloss.
Fazit
Es gibt unzählige Möglichkeiten, lange Sätze zu kürzen und zu vereinfachen – und die sollten wir auch nutzen.
Als wissenschaftlicher Lektor ist es eine meiner zentralen Aufgaben, für eine klare und verständliche Satzstruktur zu sorgen, unabhängig von Thema und Fachgebiet.
Denn egal wo und warum wir schreiben: Wir schreiben nicht für uns, sondern für unsere Leser/-innen.